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BOTAX 80
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Vorgeschichte

Eine Ermittelung des Beförderungs­entgeltes (Fahrpreis) im Taxi­verkehr mittels Fahrpreis­anzeiger war schon seit mindestens 1976 in der Personen­beförderungs­ordnung (PBO)[17] gesetzlich festge­schrieben. Da auf Grund der Komplexität des Tarif­systems die Entwicklung eines mechanischen oder elektro­mechanischen Taxameters nicht erfolgreich war, wurde der Fahrpreis weiterhin durch manuelle Berechnung aus den abgelesenen Kilometer­ständen des Tachos ermittelt. Erst eine mikro­elektronische Lösung konnte dieses Dilemma beseitigen.

Entstehung des BOTAX 80

[BOTAX 80 Logo] Der BOTAX 80 (BOrdrechner für TAXifahrzeuge) wurde in der ersten Hälfte der 80er Jahre entwickelt. Nach erfolgreicher Erprobung im Großversuch beim VEB Taxi und Fahrschule Dresden wurde der BOTAX 80 ab 1985 bezirks­weise in den Verkehrs­betrieben der DDR als Taxameter eingeführt [1][2][3][4], wobei der VEB Taxi und Fahrschule Dresden als Leit­betrieb für den gesamten Einführungs­prozess in der DDR fungierte.[5][6][7]

Entwickler war der VEB Wissenschaftlich Technisches Zentrum des Kraftverkehrs Dresden (kurz WTZK). Die Produktion der Seriengeräte erfolgte im Wissenschaftlich Technischen Zentrum Mikro­elektronik (WTZ-M) der Deutschen Reichsbahn in Meiningen, später umbenannt in Wissenschaftlich Technisches Produktions­zentrum Mikro­elektronik (WTPM) der Deutschen Reichsbahn (Reichsbahndirektion Erfurt). Entwickler­seitig wurden Software­pflege und Produktions­betreuung größten­teils von einer Außen­stelle des WTZK in Erfurt wahr­genommen.

[BOTAX 80 vom WTZ-M] [BOTAX 80 vom WTZ-M] [BOTAX 80 vom WTPM] [BOTAX 80 vom WTPM]

Die Voll­ausstattung aller Taxis mit dem Taxameter sollte 1989 abgeschlossen sein.[8] Die Ausstattung mit einem Taxameter war verpflichtend sowohl für die Taxi­betriebe aller Eigentums­formen als auch für die Fahrzeuge der neben­beruflichen Taxi­fahrer.

Die produzierte Stückzahl lag oberhalb der 10.000er Marke, die genaue Anzahl lässt sich nicht mehr beziffern. Bei den Recherchen nach noch existierenden Geräten wurde bisher das Gerät mit der Fertigungs­nummer 11917 als Spitzenreiter ermittelt. Bei einer angenommenen gleich­mäßigen Aus­stattung von 800 Geräten pro ehemaligen Bezirk der DDR zzgl. Ost-Berlin könnten etwa 12.000 Geräte existiert haben. Die meisten gesichteten Geräte haben Fertigungs­nummern im 3- und 4-stelligen Bereich, eine geringe Anzahl hat Fertigungsnummern 10xxx und 11xxx (Erfassungsstand 08/2021).

Die Initiative zur Entwicklung des BOTAX 80 zu Anfang der 80er Jahre ging von Mitarbeitern des WTZK aus. Sie erkannten den Bedarf an modernen Geräten im Verkehrswesen und zugleich das Potential, welches die Mikro­prozessor­technik zur Lösung dieser Aufgabe bot. Auf der als „Mikroelektronik-­Plenum“ bekannten 6. Tagung des ZK der SED im Juni 1977 wurden zwar mit dem Beschluss zur „Beschleunigung der Entwicklung, Produktion und Anwendung der Mikro­elektronik in der DDR“[9] die politischen und wirtschaftlichen Ziele definiert, trotzdem mussten die täglichen Probleme der sozialistischen Plan­wirtschaft wie Material­beschaffung, evtl. Beschaffung von Muster­bauelementen aus dem NSW, die Organisation von Entwicklungs- und Produktions­kapazitäten u. a. durch das besondere Engagement der WTZK-Mitarbeiter bewältigt werden.

Das WTZK unterhielt von Anfang an enge Kontakte zu den Applikations­ingenieuren des damaligen VEB Funkwerk Erfurt (Betrieb im VEB Kombinat Mikro­elektronik „Karl Marx“) und hatte damit einen direkten Draht zum Know How zu den ab 1979 in der DDR produzierten Mikro­rechner­bau­elementen.

Mehr zur Geschichte des BOTAX 80 und dessen Entwicklerkollektiv in [10].

BOTAX 80 Hardware

Hardware­grundlage des BOTAX 80 ist der Bord­mikrorechner (1. Generation) (BMR) des WTZK, der neben dem BOTAX 80 auch als Basis für den BMR-LKW (elektronischer Fahrtenschreiber) sowie diverse Einzel­lösungen in der Kfz-Diagnose und Kraftstoff­verbrauchs­analyse diente.

Basis des Mikrorechners ist die 8bit-CPU VB880D (2,5MHz, anfangs auch UB8xx Typen), die Peripherieschaltkreise VB855D (PIO) für Abfrage der Tasten und Schalter sowie zur Ansteuerung der LED-Anzeige und der Zähler/Zeitgeber VB857D (CTC) zur Zählung der Wegimpulse und als interner Timer.

Während der Serien­produktion kamen insgesamt zwei Versionen der Rechner­baugruppe (Rechner-Leiterplatte) zum Einsatz (Version 2 und Version 3). Beide waren im Gesamt­design etwas unterschiedlich. Für den BOTAX war nur eine Teil­bestückung notwendig. Die Schaltung des BOTAX 80 relevanten Teils ist in beiden LP-Versionen identisch. Die differierenden Schaltungsteile betreffen nicht die Verwendung für den BOTAX 80. Ausnahme ist ein zusätzlicher Prüfsteck­verbinder in LP-Version 3, der dem Hersteller verbesserte Prüf- und Diagnose­möglichkeiten im Produktions­prozess gegenüber LP-Version 2 ermöglichte.

Alle elektronischen Bauelemente sind eingelötet. Der Einsatz von gesockelten Bauelementen stand aus Gründen der mechanischen Belastung im Kfz-Betrieb (Erschütterungen, Vibrationen) nicht zur Debatte.

Ein gravierendes stabilitäts­relevantes Schaltungs­detail (sauberer Wiederanlauf bei Störungen im Bordnetz) ist in beiden LP-Versionen "identisch falsch". Nach Erkennen des Problems wurde produktions­seitig eine kleine Schaltungs­änderung eingeführt (geänderte Bauelemente­bestückung und kleinere Layout­korrekturen durch Leiterzug­trennungen bzw. Brücken). Es gab aber nie ein finales fehler­bereinigtes Leiterplatten­layout.

Die Wegemessung erfolgt mit einem speziellen Adapter, der zwischen Tachowelle und Tacho geschraubt wird. Ein mit der Tachowellen­drehzahl rotierender Magnet generiert an einem Hallsensor pro Umdrehung einen Impuls, der als Signal zur Wegmessung im BOTAX 80 verarbeitet wird.

Zur Spannungs­versorgung der CMOS-RAM-Bausteine bei fehlender Betriebs­spannung wurden in den ersten Geräten zwei NiCd-Akkus 1,2V 225mAh vom VEB Gruben­lampen- und Akkumulatoren­werk Zwickau eingesetzt. Dies bewährte sich jedoch unter den Einsatz­bedingungen im Kfz nicht. Deswegen wurde die Produktion nach kurzer Zeit auf Lithium­batterien LiS 2300[12][13] vom VEB Fahrzeug­elektrik Pirna (Betrieb des Kombinates VEB Fahrzeug­elektrik Ruhla; heute LITRONIK Batterie­technologie GmbH) umgestellt. Sie waren ursprünglich für Herz­schrittmacher vorgesehen. Exemplare, die die geforderten Parameter für einen medizinischen Einsatz nicht erreichten, standen der Industrie zur Verfügung. Diese Batterien zeichneten sich durch eine hohe Kapazität bei verhältnismäßig geringer Strom­ergiebigkeit (hoher Innen­widerstand) und geringe Selbstentladung aus. Als Feststoff­batterien sind sie außerdem absolut auslaufsicher und gasdicht. Kenndaten der LiS 2300 sind:

Aktuelle Messungen an mehreren noch existierenden BOTAX-Geräten ergaben bei Stütz­spannungen am CMOS-RAM zwischen 2,2V und 2,7V eine Stromentnahme aus der Batterie von deutlich unter 10µA.

Bei Gerätemaßen von 230x210x60mm³ (BxTxH) war ein Einbau direkt in das Armaturenbrett bei den meisten Fahrzeug­modellen nicht möglich. Für Wolga GAS 24, Moskwitsch 2140, B 1000 und Lada 21013 gab es Fest­einbauten mit vorgegebenen Einbau­richt­linien. Für andere als Taxi eingesetzte Fahrzeug­modelle lieferte der Hersteller eine universelle Kassette, die mittels Befestigungs­winkel an einer geeigneten Stelle im Fahrzeug angebracht werden musste.[7]

Probleme bei der Entwicklung

Neben ökonomischen und materiellen Herausforderungen unter den Bedingungen der sozialistischen Planwirtschaft, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll, waren auch eine Reihe technischer Probleme während der Entwicklung und der anschließenden Serienproduktion zu bewältigen.

Während der Felderprobung und nach Beginn der Serienproduktion des BOTAX 80 stellten sich im harten Alltagseinsatz schnell einige Schwachstellen heraus, die in Zusammenarbeit zwischen Entwickler WTZK und Produzent WTPM im Sinne der Qualitätsverbesserung des Gerätes gelöst wurden.

BOTAX 80 Software (v3.x)

Der Programmcode des BOTAX 80 ist in zwei eingelöteten 16Kibit-EPROM (U2716C, К573РФ2 [K573RF2]) untergebracht. Eine Möglichkeit, die EPROMs auf der Leiter­platte neu- bzw. umzuprogrammieren wurde nicht vorgesehen. Operative Daten werden in 1KiB batterie­gestütztem CMOS-RAM (UL224D) abgelegt.

Die Einstellung der Wegdrehzahl (Anzahl der Tachowellen­umdrehungen/100m == Anzahl der Impulse vom Weggeber/100m) für ein konkretes Fahrzeug erfolgte mittels DIP-Schaltern auf der Rechner-LP. Ebenfalls per DIP-Schalter wurde die Fahrzeugklasse (Hubraum, Sitzplätze) eingestellt, was für die Fernfahrt­tarife relevant war, sowie das Tarifgebiet (DDR/Berlin). Dazu musste das Gerät im Verkehrs­betrieb autorisiert geöffnet und anschließend wieder verplombt werden. Die Preisdaten (Tarife) sind fest im EPROM hinterlegt und daher nicht änderbar.

Die Eichung des BOTAX 80 musste entweder auf einem Rollen­prüfstand oder durch Abfahren einer genau bekannten Referenz­strecke (z. B. 10km) durchgeführt werden. Eine in Neuerer­tätigkeit beim VEB Kombinat Berliner Verkehrs­betriebe, Kombinats­betrieb Taxi entwickelte „Eich- und Prüf­vorrichtung für BOTAX“[14] vereinfachte diese Prozedur und trug zugleich zur Einsparung von Kraft­stoff bei.

Während des Einsatzes (Schicht) sammelte das Gerät kumulativ Daten für die Abrechnung zum Schichtende. Diese Daten konnten jederzeit ausgelesen werden, sofern sich der BOTAX 80 im „Frei“ Status befand. Zum Schicht­ende wurden diese Daten zwecks Abrechnung vom Dispatcher/Einsatz­leiter ausgelesen. Danach wurde das Gerät mittels eines Sicherheits­schlüssels wieder auf „Null“ gestellt. Die Anzahl der Rück­stellungen wurde im Gerät protokolliert, so dass eine illegale Rücksetzung während der Schicht zwecks Unterschlagung der bis dahin erzielten Einnahmen bei der nächsten Abrechnung vom Dispatcher bemerkt worden wäre. Dieser Manipulations­schutz wurde allerdings erst auf Grund der Einsatz­erfahrungen in die Software implementiert, Geräte mit älteren Programm­versionen protokollieren die Rück­setzungen noch nicht.

Die Abrechnungs­daten der letzten Tour (Besetztfahrt) konnten ebenfalls abgerufen werden, wenn der Fahrgast z. B. eine Quittung verlangte. Der Tourdaten­speicher wurde dann zu Beginn der nächsten Tour (Besetzfahrt) automatisch rückgesetzt.

Die Software des BOTAX 80 wurde transaktions­orientiert geschrieben. Da das Gerät durch Überwachung der Betriebs­spannung oder Störein­wirkungen jederzeit resettet werden konnte, mussten die komplexen Rechen­routinen zur Preis- und Strecken­fort­schreibung gegen das Auftreten „halbfertiger“ Berechnungen geschützt werden. Vor jeder Routine, die sensible Berechnungen durchführt, wird eine Kopie der bis dato gültigen Daten­strukturen gemacht. Mit mehreren Flags wird der Status der Transaktion gesteuert. Wird eine Transaktion durch ein RESET unterbrochen, erkennt das wieder angelaufene Programm dies anhand der Flags, erstellt je nach Status der Transaktion eine neue Daten­kopie und beginnt die Berechnung von vorn oder rollt eine bereits angefangene, aber unter­brochene Berechnung aus der Kopie der letzten gültigen Daten zurück.

BOTAX 80 Softwareversion 3.0 - Bedienungsanleitung (Stand 04.01.2022)
BOTAX 80 Softwareversionen 3.2 und 3.3 - Bedienungsanleitung (Stand 04.01.2022)

Ein Großteil der heute noch in Sammler- und Oldtimerkreisen existierenden BOTAX 80 ist mit einer dieser Programmversionen ausgestattet.

BOTAX 80 Software (frühe Version)

2021 wurden zwei Geräte entdeckt (Fertigungs-Nr. 192 und 488), die eine sehr frühe Software­version enthalten. In dieser fehlen einige entscheidende Funktio­nalitäten und Stabilitäts­maßnahmen gegenüber der in der Mehr­zahl der Serieng­eräte einge­setzten V3.x Software­linie. Die markantesten Unterschiede sind:

Die EPROMS dieser Geräte sind nicht mit einer Beschriftung, aus der die Versionsnummer hervorgeht, versehen. Da die EPROMS der späteren Softwareversionen (v3.0 bis v3.3) entsprechend gelabelt sind, erhielt diese frühe Software­version vom Autor die Arbeits­bezeichnung v2.x.

BOTAX 80 Softwareversion 2.x - Bedienungsanleitung (Stand 04.01.2022)

Preisberechnung

Der BOTAX 80 implementiert die Preis­berechnung nach der ersten Durchführungsbestimmung zur Preis­verordnung Nr. 185 vom 6.9.1951[15b] sowie dem Berliner Personen­beförderungs­tarif vom 21.12.1955[16]. Er realisiert weiterhin (in den Programmversionen v3.x) den mit der Personen­beförderungs­anordnung (PBO) vom 5.1.1984[18] eingeführten Richtungstaxi­verkehr. Die dazu notwendigen Daten sind als Bestandteil des Programms fest im EPROM hinterlegt und daher nicht änderbar.

Die PVO 185 legte in ihrer Durchführungs­bestimmung lediglich die Höchst­preise für bestimmte Tarif­komponenten fest, lies aber den verantwortlichen Organen Freiheit in der Preis­gestaltung. So war z. B. die Erhebung einer Grund­gebühr bei Stadtfahrten eine Kann-Bestimmung, die bei einer Inanspruchnahme auf max. 0,50M gedeckelt war.

Der BOTAX 80 implementierte in unveränderlicher Form die jeweiligen Höchst­preise der Tarif­komponenten und nahm so den in der PVO enthaltenen Gestaltungsspielraum.

[Preistabelle]

Weitere, zum Teil politisch gefärbte Informationen zu den damaligen Taxi-Tarifen findet man in [3][19][20][21].

BOTAX 80 Software (Nachwende)

Mit Währungs­union und Wieder­vereinigung war die starre Programmierung des BOTAX 80 nicht mehr verwendbar. Die vom ASMW der DDR erteilte Bauartzulassung galt gemäß Einigungsvertrag formell weiter, so dass durch überarbeitete Software eine Anpassung an das "westliche" Tarifniveau durchgeführt werden konnte. Von der Erfurter Firma Taxameter Service Erfurt (TSE) wurden 1990 deshalb noch marktfähige Softwareversionen samt entsprechender Umrüst­technologie entwickelt, die den damaligen bundes­deutschen Vorschriften (Personen­beförderungs­gesetz PBefG) genügten.

Erste Anpassung war die Umstellung des BOTAX 80 auf marktfähige Tarife im Auftrag konkreter Verkehrs­unternehmen, die jedoch ebenfalls fest im EPROM einprogrammiert waren und somit weiterhin keine Flexibilität bei Änderung der Preis­vorschriften boten (Programm­versionen v4.x). Da die Tarifhoheit gemäß PBefG auf die Landkreise bzw. kreisfreien Städte übertragen war, könnten mehrere verschiedene Varianten dieser BOTAX Umrüstung existiert haben. Mindestens eine Variante (v4.0) ist in mehreren noch existierenden BOTAX 80 nachweisbar.

BOTAX 80 Softwareversion 4.0 - Bedienungsanleitung (Stand 04.01.2022)

Mit Version v5.x wurde final eine Software­version geschaffen, die nach einer einmaligen Hardware­umrüstung frei programmier­bare Tarife (incl. degressiver Preis­berechnung) ohne nochmalige Hardware­eingriffe in das Gerät erlaubte. In Zusammen­arbeit mit Mitarbeitern des Nachfolgers des VEB Taxi Berlin wurde die Zulassung beim Eichamt erwirkt. Es sind noch mehrere Geräte mit dieser Softwareversion nachweisbar.

BOTAX 80 Softwareversion 5.x - Bedienungsanleitung (Stand 05.10.1990)

[BOTAX 80 Hauptstempel 1994] [BOTAX 80 Hauptstempel 1994] Durch TSE umgestellte BOTAX 80 waren vorwiegend in den (ehem.) Bezirken Erfurt und Dresden sowie in Berlin noch eine Weile im Einsatz. Es sind Geräte mit amtlicher Eichung bis 1994 nachweisbar. Mit der zunehmenden Ausstattung der Taxi­unternehmen mit modernen Fahrzeugen zu Beginn der 90er Jahre fiel der Einsatz des BOTAX 80 dann weg, da die Einbau­verhältnisse und Schnitt­stellen zum Wegsignal eine weitere Anpassung unökonomisch gemacht hätten.

Ob ein existierendes Gerät die serienmäßige (DDR-) Software oder die Nachwende­software enthält, erkennt man am schnellsten an der Belegung der Tasten und natürlich am Eichstempel des jeweils zuständigen Eichamtes. Die in den Programmversionen v4.x und v5.x funktionslosen Tasten T4, T5 und T6 können je nach Umbausituation auch unbeschriftet sein, oder noch die Beschriftung der früheren DDR-Software aufweisen.

[BOTAX 80 Tastenbeschriftung]

2020 wurden drei BOTAX 80 entdeckt, die eine von der Firma Cottbusverkehr GmbH 1990 entwickelte Software mit variabler Tarifgestaltung enthalten. Diese belegt nur die Hälfte des Speicherplatzes der Originalsoftware (2KiB). Nach ersten Analysen fehlen in dieser Software allerdings stabilitätsrelevante Komponenten wie CRC-Tests über EPROM-Inhalt und Daten, Wegimpuls­filterung (Plausibilitäts­prüfung), Protokollierung der Daten­löschungen oder der Schutz komplexer Rechen­routinen zur Preis- und Strecken­fort­schreibung gegen störungsbedingte Programmneustarts (Transaktionsorientierung). Die Stabilität und Zuverlässigkeit dieser Geräte ist damit fraglich.

In verschiedenen Verkehrs­betrieben wurde eine vorübergehende Weiter­verwendung von unmodifizierten BOTAX 80 dadurch realisiert, dass mittels eines Aufklebers der Fahrgast darüber informiert wurde, dass der angezeigte (Mark der DDR) Preis mit einem Faktor (z. B. 2x) zu zahlen sei (siehe Fotogalerie).

BOTAX 80 defekt?

Sie haben einen BOTAX 80 in Ihrem Besitz oder gar eingebaut in einem historischen Fahrzeug? Das Gerät funktioniert nicht mehr oder es hält die Abrechnungs­daten nicht mehr bei abgeschalteter Versorgungs­spannung? Kontaktieren Sie mich bzgl. der Unterstützung für eine mögliche Instandsetzung per Mail über eine der im Impressum angegebenen Mailadressen.

Zum Ersatz fehlender, abgebrochener oder weggeschnittener Sonnenblenden wurde diese nachkonstruiert und kann auf Anfrage nachgefertigt werden.

BOTAX 80 in den Medien

Finden Sie z. B. hier [26][27][28][29][34][36].

Am 12.10.18 übergab das ehemalige Entwicklerteam des BOTAX 80 im Beisein von Presse und Fernsehen ein Exemplar an die Technischen Sammlungen Dresden.[30][31][32]

Am 02.10.19 fanden in Dresden Dreharbeiten mit Entwicklern des BOTAX 80 und Vertretern des ehem. VEB Taxi und Fahrschule Dresden für die Sendereihe MDR Zeitreise statt. Sendetermin war der 24.05.2020 22:20 Uhr unter dem Titel "Mobil im Sozialismus".[33] Hier war in einem eingespielten Archiv­beitrag des DDR-Fernsehens von 1982 auch ein BOTAX 80 aus der Entwicklungs­phase zu sehen, der sich im Innen­leben (Rechner­leiter­platte) und konstruktiv noch deutlich von den späteren Serien­geräten unterschied.

In Artikeln in Old­timer­zeit­schriften zum Thema Taxi in der DDR taucht der BOTAX 80 ebenfalls auf[34].

Der BOTAX 80 findet auch Erwähnung im 2020 erschienenen Roman Stern 111[35] von Lutz Seiler. Eine Nach­wende­geschichte, in dem der Taxa­meter (leider) nur beiläufig erwähnt wird.

BOTAX 2000 - der Nachfolger

Nach Überleitung des BOTAX 80 in die Serienproduktion wurde 1986 im WTZK mit der Entwicklung der Nachfolgegeneration von Bordmikrorechnern begonnen. Die Entwicklung lief als Staats­plan­thema 345 Bordmikrorechner 2. Generation (BMR 2). Grundlage bildete ein System modularer Komponenten, mit denen verschiedene Geräte des Verkehrs­wesens realisiert wurden.[22]

[BOTAX 2000 Bedieneinheit] [BOTAX 2000 Bedieneinheit] Als erste Anwendung des BMR 2 war der Taxameter BOTAX 2000 vorgesehen. Er zeichnete sich gegenüber dem BMR der 1. Generation durch folgende Merkmale aus:

[Chip U5201PC-115] [Chip U5201PC-115] Während der Entwicklung wurde teilweise auf Bauelemente aus dem NSW zurück gegriffen, unter der Maßgabe, dass diese Bauelemete perspektivisch auch aus Eigen­aufkommen (DDR oder SW) zur Verfügung stehen würden. Bei dem in [29] polemisierten Einsatz von NSW-Bauelementen handelte es sich um Bauelemente der Ziel­typenliste[24], deren Verfügbarkeit zum Zeitpunkt des Starts der Serien­produktion aus DDR-Produktion oder SW-Importen gewährleistet sein sollte.

4/88 war die Einsatzerprobung beim VEB Kombinat Berliner Verkehrs­betriebe, Kombinats­betrieb Taxi abgeschlossen und die Leistungsstufe K8 erreicht. Der designierte Produzent WTPM Meiningen bereitete den Fertigungsmusterbau und die Technologie für die Nullserien­produktion vor. 1989 erfolgte die Bereitstellung von 30 Fertigungsmustern.[25] Durch die Folgeentwicklung nach der Wende im November 1989 kam es nicht mehr zur Serienproduktion des BOTAX 2000.

[1] Chronik 1985; Einführung des BOTAX 80 beim VEB Taxi Berlin. In: DDR-Lexikon.
URL (Abruf 10.12.2017): http://www.ddr-wissen.de/
[2] Chronik der Taxigenossenschaft Riesa eG.
URL (Abruf 13.09.2016): Die Domain taxi-riesa.de wurde zum 31.12.16 von der Taxigenossenschaft aufgegeben.
Abruf 02.03.2020: Die Domain taxi-riesa.de wird jetzt von einem privaten Taxiunternehmen benutzt. Der ursprüngliche Inhalt ist nicht mehr abrufbar.
[3] Fa. Taxi-Wachter: Geschichte. In: Homepage Fa. Taxi-Wachter.
URL (Abruf 10.12.2017)
Abruf 02.03.2020: Die Domain taxi-wachter.de führt jetzt (Abruf 02.03.2020) zur Fa. Balkow-Taxi in Greiz. Der ursprüngliche Inhalt ist nicht mehr abrufbar.
[4] Taxi Dresden im Wandel der Zeiten. In: Homepage der Dresdner Taxi­genossenschaft e.G.
URL (Abruf 08.04.2020): https://taxi-dresden.de/
[5] (Hrsg): Botax 80 - Bordrechner für Taxis. rfe-Nachrichten. In: radio fernsehen elektronik 32 (1983), Nr. 4, S. 203f, Berlin.
[6] Otte, K.; Polland H.: Elektronischer Fahrpreisanzeiger "BOTAX 80" (Bordrechner) für Taxifahrzeuge. In: KRAFTVERKEHR 28 (1985), Nr. 4, S. 128f, Berlin.
[7] Otte, K.; Hein K.: Erfahrungen mit dem elektronischen Fahrpreisanzeiger BOTAX 80. In: KRAFTVERKEHR 30 (1987), Nr. 6, S. 221f, Berlin.
[8] Jung, G.: Die Entwicklung des Kraftverkehrs als Verkehrszweig des einheitlichen Verkehrswesens im 40. Jahr der DDR. In: KRAFTVERKEHR 32 (1989), Nr. 5, S. 161ff, Berlin.
[9] Barkleit, G.: Mikroelektronik in der DDR. SED, Staats­apparat und Staats­sicherheit im Wett­streit der Systeme. Berichte und Studien Nr. 29, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismus­forschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Dresden, 2000.
[10] Treufeld, E.: Mikroelektronik im VEB WTZ Kraftverkehr 1980 bis 1990. In: www.wtzk80.de.
URL (Abruf 19.02.2020): http://www.wtzk80.de/
[11] (Hrsg): Kurzbeschreibung zum Bordrechner für Taxifahrzeuge - BOTAX 80 -. Stand: 18. April 1986. WTZK Dresden, Dresden, 1986.
URL (Abruf 02.03.2020): https://www.technikmuseum.findbuch.net/
[12] (Hrsg): Lithiumbatterie LiS 2300 für Herzschrittmacher. Datenblatt. VEB Fahrzeugelektrik Pirna.
[13] Wikipedia: Lithium-Iod-Batterie. In: Wikipedia.
URL (Abruf 10.12.2017): https://de.wikipedia.org/
[14] Wehrmaker, M.: Exponate des Verkehrs­zweiges Kraft­verkehr auf der 29. Zentralen Messe der Meister von Morgen. In: KRAFTVERKEHR 30 (1987), Nr. 1, S. 9ff, Berlin.
[15a] Preis­verordnung Nr. 185 - Verordnung über die Preise für die Beförderung von Personen in Kraf­tdroschken und Miet­kraft­wagen - vom 6.9.1951. In: Gesetz­blatt der DDR Nr. 109 vom 11.9.1951 S. 833.
URL (Abruf 25.05.2020): Gbl. S. 833 auf https://www.gvoon.de/
[15b] Erste Durchführungs­bestimmung zur Preis­verordnung Nr. 185 - Verordnung über die Preise für die Beförderung von Personen in Kraft­droschken und Miet­kraft­wagen - vom 6.9.1951. In: Gesetz­blatt der DDR Nr. 109 vom 11.9.1951 S. 833.
URL (Abruf 25.05.2020): Gbl. S. 833 (1. Seite) sowie Gbl. S. 834 (2. Seite) auf https://www.gvoon.de/
[16] AO vom 20.12.1955 über die Entgelte für Leistungen mit Kraftfahrzeugen, die zur Personenbeförderung bestimmt sind - Berliner Personenbeförderungstarif - (Verordnungsblatt für Groß-Berlin Teil I Nr. 5).
[17] Anordnung über die Personen­beförderung durch den Kraft­verkehr, Nah­verkehr und die Fahrgast­schiffahrt - Personen­beförderungs­ordnung (PBO) - vom 18.3.1976. Abschnitt II - Bestimmungen für die Personen- und Gepäck­beförderung mit Personen­kraftwagen im Taxi­verkehr. In: Gesetz­blatt der DDR Teil I Nr. 14 vom 22.4.1976 S. 206.
URL (Abruf 25.05.2020): Gbl. S. 213 (§§31..33 der PBO) sowie Gbl. S. 214 (§34 der PBO) auf https://www.gvoon.de/
[18] Anordnung über die öffentliche Personen- und Gepäck­beförderung des Kraft­verkehrs, Nah­verkehrs und der Fahrgast­schiffahrt - Personen­beförderungs­anordnung (PBO) - vom 5.1.1984. Abschnitt IV - Bestimmungen für die Personen- und Gepäck­beförderung mit Personen­kraftwagen im Taxi­verkehr. In: Gesetz­blatt der DDR Teil I Nr. 4 vom 23.2.1984 S. 44.
URL (Abruf 25.05.2020): Gbl. S. 53 (§§32..34 der PBO) sowie Gbl. S. 54 (§35 der PBO) auf https://www.gvoon.de/
[19] Dau, V.: Taxi-Tarif aus Leipzig zur „DDR-Zeit“. -- Leider ohne Gültigkeitsdatum. In: lokalkompass.de, Bochum, 2014.
URL (Abruf 10.12.2017): http://www.lokalkompass.de/
Abruf 02.03.2020: Der Inhalt ist nicht mehr abrufbar.
[20] DDR. Offener Krieg. In: Der Spiegel 40/1986, SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG, 29.09.1986.
URL (Abruf 10.12.2017): http://www.spiegel.de/
[21] Kaiser, H. „Det letzte Mal war ick vor 28 Jahren hier“. 20 Jahre Mauerfall - ein Taxifahrer als Zeuge. In: www.stern.de; stern.de GmbH, 04.11.2009.
URL (Abruf 10.12.2017): http://www.stern.de/
[22] Dummer, A.; Treufeld, E.: Transportorientierte Bordinformationssysteme (TOBIS), Untersuchungen zu einer Systemlösung für den öffentlichen Kraftverkehr der DDR. Dissertation A. Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“, Dresden, 1989.
[23] ASICs. Steuerschaltung U 5201 PC-115 für Bordmikrorechner. In: radio fernsehen elektronik 38 (1989), Nr. 6, S. 366ff und Nr. 7, S. 433f, Berlin.
[24] Fachbereichsstandard TGL 35104. Bauelemente der Elektronik, Applikationssystem, Sortimentslisten. VEB Kombinat Mikroelektronik Erfurt, Erfurt, 19.11.1987.
URL (Abruf 10.12.2017): https://www.bbr-server.de/
[25] (Hrsg): Geschäftsbericht des WTZK für das Jahr 1988. WTZK Dresden, Dresden, 1989.
[26] Computereinsatz im Verkehrswesen der DDR. In: robotrontechnik.de, (F.Nr.: 6241).
URL (Abruf 10.12.2017): http://robotrontechnik.de/
[27] 20 Jahre BOTAX 80. Thread im Zentralen Wartburg Forum, (F.Nr.: 2705).
URL (Abruf 10.12.2017): http://w311.info/
[28] Kell, U.: BOTAX 80 ein DDR Taxometer. In: DDR-Rechentechnik, (F.Nr.: 6241)
URL (Abruf 10.12.2017): http://www.ddr-rechentechnik.de/
[29] Haufschild, P.: Zwei, die nur schwer zusammenkommen konnten: Der Taxameter und die DDR. In: www.haufschild.de.
URL (Abruf 10.12.2017): https://www.haufschild.de/
[30] Weckbrodt, H.: Für DDR-Taxis begann 1985 die Digitalzeit. In: Oiger - Neues aus Wirtschaft und Forschung
URL (Abruf 21.12.2018): http://oiger.de/
[31] Weckbrodt, H.: Dresdner Entwickler übergeben DDR-Taxi-Bordcomputer an die Technischen Sammlungen. In: Dresdner Neueste Nachrichten, Verlag Dresdner Nachrichten GmbH & Co. KG, 13.10.2018.
Online Version: URL (Abruf 21.12.2018): http://www.dnn.de/
[32] Nielacny, H.: Technische Sammlungen erhaltenen seltenen Taxameter. In: Drehscheibe Dresden, Sendung vom 15.10.2018, Sachsen-Fernsehen, Fernsehen in Dresden GmbH, 2018.
Gesamte Sendung: URL (Abruf 21.12.2018): https://www.sachsen-fernsehen.de/
Beitrag einzeln: URL (Abruf 21.12.2018): https://www.sachsen-fernsehen.de/tag/botax-80/
[33] MDR-Fernsehen: Dresdner Erfindergeist - Die Geschichte der "Taxi-Tüftler". In: MDR Zeitreise - Mobil im Sozialismus, Sendung vom 24.05.2020, MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK, Leipzig, 2020.
Gesamte Sendung: URL (Abruf 25.05.2020): https://www.mdr.de/
Beitrag einzeln: URL (Abruf 25.05.2020): https://www.mdr.de/
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[34] Zwingenberger, K.: Hallo, Taxi! In: 79oktan : Das Magazin für Ost-Oldtimer 5 (2021), Nr. 3, S. 74ff, 79oktan oHG, Zettlitz. ISSN: 2511-5952
[35] Seiler, L.: Stern 111. Roman. Erschienen 02.03.2020 im Suhrkamp Verlag, Berlin. ISBN: 978-3-518-42925-9
[36] (Hrsg): Kennzeichen DDR. In: Taxi Journal (2020), Oktober 2020, S. 20, Taxi-Vereinigung Frankfurt a. M. e.V., Frankfurt a. M.